Über uns
Aus dem Jahr 1997 (ein kurzer Gang durch die Geschichte)
125 Jahre Vereinsgeschichte lässt sich nicht in wenigen Worten erzählen; sie ist wechselvoll und viele Menschen haben sie mitgeprägt. Die Vereinsgründung (wenn überhaupt eine solche offiziell stattgefunden hat) erfolgte in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, in einer Zeit des allgemeinen Umbruchs (Maschinenzeitalter). Der gesellschaftliche Wandel in jener Zeit mag mitunter ein Grund gewesen sein, dass sich gleichgesinnte Menschen zusammenschlossen und nebst der Pflege von gemeinsamen Interessen (das Wort «Hobby» dürfte dannzumal noch nicht in aller Munde gewesen sein) vor allem auch Kameradschaft suchten.
Statuten und Protokolle aus der Gründungszeit fehlen. Es wurden vermutlich keine geschrieben oder sie gingen irgendwann einmal verloren. Hingegen finden wir in der «Botschaft» vom 21. Juli 1872 eine Notiz, dass der Musikverein dem im 21. Lebensjahr verstorbenen Sohn von Müller Schaffner, an dessen Beerdigung einen letzten Liebesdienst erwiesen hat. Auch auf unserer ersten Vereinsfahne ist die Jahreszahl 1872 als Gründungsjahr vermerkt.
Während den ersten 25 Jahren dürfte vor allem die Pflege von Tanz- und Unterhaltungsmusik im Vordergrund gestanden haben. Unstimmigkeiten im Verein und Meinungsverschiedenheiten über dessen musikalischen Zielsetzungen war im Jahre 1905 Anlass für die Trennung in zwei verschiedene Gesellschaften. Bereits drei Jahre später merkte man aber, dass nur Einigkeit stark macht und man schloss sich wieder zu einer Musikgesellschaft zusammen.
Ein grosses Ereignis war das 50-Jahr Jubiläum mit der Weihe der ersten Vereinsfahne am 30. Juli 1922. (Wir schätzen uns ausserordentlich glücklich, dass die damalige Fahnengotte, Frau Pauline Merki-Meier unseren 125. Geburtstag miterleben durfte. Unsere Fahnengotte liess unser erstes Vereinsbanner mit hohem finanziellen Einsatz fachkundig restaurieren und sie hat uns dieses anlässlich ihres 95. Geburtstages wieder übergeben).
Das zweite Halbjahrhundert war vor allem geprägt durch zwei Dirigentenpersönlichkeiten: Mit der Wahl von Zeverin Anton Parolari zog 1934 Begeisterung und neues Leben in den Verein. Die von ihm geleistete Aufbauarbeit wurde ab 1946 von Adolf Seeberger fortgesetzt und gipfelte 1966 in der Teilnahme in der 1. Klasse am eidgenössischen Musikfest in Aarau. Die damalige Leistung sowohl in der Konzert-, als auch in der Marschmusik wurde mit dem Prädikat «vorzüglich» bewertet.
Selbstverständlich gehört zu einer Musikgesellschaft auch ein einheitliches Kleid. Im Jahre 1926 wurde die erste Uniform angeschafft. Sie war sehr teuer (Fr. 162.-- pro Stück) und von bester Qualität, konnte sie doch nach 21 Jahren als Occasion an die Musikgesellschaft Full weiterverkauft werden. Im Jahre 1947 kleidete man sich elegant im Offizierslook der Schweizer Armee, was prompt zu Meinungsverschiedenheiten mit dem Militärdepartement führte. Nach weiteren 16 Jahren war man der Meinung, dass ein festlich elegantes, dunkelbraunes Kleid dem damaligen Zeitgeist am besten entsprach. Das 100-Jahr Jubiläum wurde unter dem OK-Präsidium des unvergesslichen Roland Meier zu einem tollen Fest. Mit einem «hausgemachten» Unterhaltungsabend auf hohem Niveau und einem eindrücklichen Festzug hielt man Rückblick auf 100 Jahre Vereinsgeschichte. Eine neue Fahne durfte an diesem Anlass geweiht werden.
Die starke Entwicklung und Veränderung in unserer Gesellschaft und in unserem Dorf hat nicht zuletzt auch einen Einfluss auf die Geschichte der letzten 25 Jahre. Althergebrachtes wurde konfrontiert mit Neuem, bisher gültiges wurde infrage gestellt, eine gewisse Unruhe war ständiger Begleiter. Sieben verschiedene Dirigenten in 25 Jahren waren nicht unbedingt dazu angetan, musikalische Kontinuität zu garantieren. Trotzdem: Im letzten Vierteljahrhundert wurde viel gearbeitet und erreicht: Zwei Neuuniformierungen, die Organisation von zwei Aargauischen Musiktagen, grosse Dorfanlässe wie 1150-Jahrfeier und Altersheimbazar, die stufenweise Neuinstrumentierung, das grosse Einweihungsfest der Mehrzweckanlage im Weissenstein, die jährlichen Herbstfeste und vieles mehr brachten den Verantwortlichen viel Arbeit und forderte von den Mitgliedern einen grossen Einsatz. Mit rund 40 Musikantinnen und Musikanten, darunter eine grosse Anzahl junger Leute, darf die Musikgesellschaft Würenlingen getrost ihrem nächsten Vierteljahrhundert entgegensehen.
Hans Bächli, Ehrenpräsident MG Würenlingen